
Aktuell:
Stefan Malicky
Herzen, Vogelmasken und hundert Hunde
Installation: Textilien
Ausstellung: 7.10.23 bis 13.12.23, Mo-So 7-23 Uhr
Link zu mehr Info!
Demnächst:
Martina Gasser
Das politische Haar
Installation: Hanffasern, Karton, Stacheldraht, Bänder
Vernissage: Freitag 15.12.2023, 18:00 Uhr
Ausstellung: 15.12.23. bis 13.03.2024, Mo-So 7-23 Uhr

Foto: Martina Gasser
Seien
wir ALLE Feministinnen und Feministen und setzen wir uns für eine
(weltweit) bessere und gerechtere Gesellschaft für alle ein!
Menschenrechte
sind Freiheitsrechte! Wenn Frauenfreiheitsrechte nicht geachtet werden,
ist die gesamte Gesellschaft unfrei und es leiden – neben den Frauen –
Minderheiten und Kinder, aber auch die Männer.
In
Europa trägt die brave, reine und sittsame Frau langes Haar, oft
gebändigt in Zöpfen oder versteckt unter Tüchern (radikale Gläubige
aller Art). Auch die rassistisch-nationalistische Frau trägt
ungeschminkt Zopf und gebärt Kinder für das Volk.
Kurzes
Haar bei Frauen gilt historisch als unanständig und unweiblich (z.B.
Bubikopf der 20er Jahre1), wird als Angriff auf patriarchale Domänen
verstanden (Framing als „Mannfrau“) und wird von Frauen immer wieder
als Akt des Widerstands gegen patriarchale oder gesellschaftlich
untragbare Zustände eingesetzt.
Zugleich
wurde das Tragen langer Haare durch Männer ebenso lange Zeit
angefeindet (Hippies) und auch verfolgt (Schlurfs der 30er/40er Jahre2).
Auch dies ist als widerständiger Akt gegen die Mehrheitsgesellschaft,
und die durch sie vertretenen Werte, zu sehen.
In
Österreich werden wieder vermehrt Frauenrechte durch rechtsextreme und
konservative Kräfte angegriffen. Abtreibungsrechte stehen plötzlich
wieder zur Diskussion und wir hören von „Herdprämien“3 für Frauen, die
bei Ihren Kindern zu Hause bleiben sollen. Zudem wird der Feminismus
immer häufiger diskreditiert und lächerlich gemacht.
Trotz
aller Kämpfe um diese Rechte, finden wir uns heute in einer Welt
wieder, in der in den wenigsten Ländern Frauenrechte konsequent
durchgesetzt und gelebt werden. In vielen Ländern werden Frauen und
Minderheiten brutal unterdrückt, völlig entrechtet und sind im privaten
wie im öffentlichen Leben ungeschützt jeglicher Brutalität gegen Psyche
und Körper ausgeliefert. Anhand der Verletzung von Frauen- und
Minderheitenrechten kann sich der Grad des jeweiligen Unrechtstaates
messen lassen.
Im
Zuge der iranischen Proteste gegen das Regime seit dem Jahr 2022,
ausgelöst durch den gewaltsamen Tod der jungen Jina Mahsa Amini nach
ihrer Verhaftung durch die „Sittenpolizei“4, da sie ihr Kopftuch nicht
„vorschriftsmäßig“ getragen haben soll, begannen Frauen im Iran ihre
Kopftücher abzulegen und damit martialische Strafen und Totschlag in
Kauf zu nehmen. Manche Frauen stellten Videos ins Netz, auf denen sie
ihre Haare aus Protest gegen diese Unterdrückung abschnitten. Das Haar
steht für die Weiblichkeit schlechthin, aber auch für die „gefährliche
verführerische Wirkung“ auf Männer, weshalb es aus Sicht der
„Sittenpolizei“ unbedingt bedeckt werden muss, um Männer davor „zu
schützen“.
Das
Abschneiden der Haare wird zu einem Akt der politischen
Selbstermächtigung der Frauen, mit der sie zeigen, dass sie selbst über
Ihre Körper verfügen. Zugleich entledigen sie sich ihrer
stigmatisierenden Weiblichkeit. Das Abschneiden der Haare ist eine alte
Geste der Trauer, wenn der Mann einer Frau stirbt. Diese Geste wird neu
kontextualisiert und drückt die Trauer über die ermordeten Frauen und
Mädchen aus.
Es
ist ein mächtiges Zeichen gegenüber einem brutal patriarchal
unterdrückenden Regime, das von einigen extremistischen Männern
beherrscht wird, die offenbar große Angst vor (dem Intellekt der)
Frauen haben.
Martina
Gasser thematisiert mit ihrer Installation – ausgehend von der
iranischen Protestbewegung und der Geste des Haar-Abschneidens – das
Politische des (weiblichen) Haars. Das Blond der Zöpfe in der
Installation ist dem Material (Hanffasern) geschuldet. Es sind alle
Haarfarben aller Frauen dieser Welt gemeint!
1 Begriff „Bubikopf“: Der
Bubikopf ist eine Kurzhaarfrisur für Frauen und Mädchen. Die Frisur ist
eine Variante des Bobs. Der Schnitt wurde im Europa der 1920er Jahre
sehr beliebt. Er war beeinflusst vom „Knabentyp“, dem Frauenbild der
Zeit, und wurde schnell zur beliebtesten Haarmode. Der „Bubikopf“ war
für großstädtische Frauen der Zwischenkriegszeit ein Symbol von
Modernität und Emanzipation. Quelle: de.wikipedia.org und
www.deutschlandfunkkultur.de
2 Begriff „Schlurf“:
Bezeichnung für einen männlichen jugendlichen „Herumtreiber“, der unter
anderem durch seine Frisur (lange Haare und überlange Koteletten)
auffiel. "Schlurfs" traten in Wien spätestens ab 1939 als Angehörige
einer rund um den Jazz gebildeten Subkultur von Arbeiterjugendlichen
auf. Die Lebensweise der "Schlurfs" wurde nach der im März 1940
erlassenen "Polizeiverordnung zum Schutze der Jugend" kriminalisiert.
Gegen "Schlurfs" wurde das ab Herbst 1940 eingeführte Sanktionsmittel
des "Jugendarrest" verhängt, sie wurden zum Reichsarbeitsdienst oder
zur Wehrmacht eingezogen, im Extremfall drohte die Einweisung in die
Jugendkonzentrationslager Moringen und Uckermark. Quelle:
geschichtewiki.wien.gv.at
3 Begriff „Herdprämie“:
Vorschlag der Salzburger Landesregierung 2023 (ÖVP-FPÖ Koalition) für
die Auszahlung einer Geldleistung an Mütter, die ihre Kinder
„familienintern“ betreuen, statt sie in den Kindergarten zu schicken.
Quelle: kontrast.at
4 Begriff „Sittenpolizei“ in Iran:
Die Sittenpolizei ist eine „Belehrungsstreife“ bzw. „Patrouille für
[islamische] Belehrung“, auch bekannt als „Mode-, Moralpolizei“ oder
„Moralstreife“. Sie ist eine im Auftrag der islamischen
Religionspolizei handelnde Gruppe zur Bekämpfung des „Lasters“. Sie
wurde im Jahr 2005 mit der Aufgabe geschaffen, Personen festzunehmen,
die sich nicht an geltende Kleidervorschriften halten. Von diesen
Festnahmen sind vorwiegend Frauen betroffen. Quelle: wikipedia.org
Text auf Deutsch
Text auf Englisch
Text auf Türkisch (Danke an Kenan Kilic fürs Korrigieren)
Martina Gasser - BIO
Martina Gasser, geboren in
Innsbruck, schloss 1997 das College für Fotografie an der Graphischen
Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt in Wien ab und studierte
anschließend bis 2003 an der Akademie der Bildenden Künste Wien
(Meisterklasse Franz Graf, Abschluss mit Diplom). Sie
arbeitet bevorzugt in den Bereichen Malerei und Fotografie, ist aber
auch zeichnerisch tätig und verbindet und mischt unterschiedliche
Medien oft in Installationen. Zudem spielt sie die Singende Säge, die
sie auch in ihren künstlerischen Performances einsetzt. Sie lebt und
arbeitet in Wien.
Das "Schaufenster Denis" hat den "Ottakringer Kunstpreises 2023" gewonnen!
Wir bedanken uns herzlich bei der Bezirksvorstehung Ottakring, Franz Prokop, Stefanie Lamp, der Jury, allen unseren
ausstellenden Künstler*innen der letzten 11 Jahre (51 Ausstellungen), den Künstler-Kolleg*innen der Grundsteingasse,
dem leider schon verstorbenen Künstler Paul Roza, der uns die Auslage überantwortet hat und vor allem beim Restaurant Denis,
das uns den Raum kostenlos zur Verfügung stellt!
Hier ein Link zum Bezirksblatt!
Interview im AUGUSTIN Nr. 578 (Juli 2023): Link zum Artikel
Kontakt: gaullacher[at]gmail.com
"Schaufenster Denis" ist ein Ausstellungsprojekt von Martina Gasser und Franz Schuster.
Brunnengasse 45, Auslage Grundsteingasse, 1160 Wien